07. Juni 2019 Soester Anzeiger

Erste Erfahrungen mit Cobotprogrammierung für unsere Auszubildenden

Martin Hüttenbrink vom Soester-Anzeiger hat am 07.06.2019 einen Artikel zu den ersten Erfahrungen unserer Auszubildenden mit einem Roboterprojekt der IHK veröffentlicht. Hier im Wortlaut:

Das Roboterprojekt der IHK ist ein Gewinn für alle Seiten – das wird schon zum Startschuss deutlich, der in Wickede in der Firma Hillebrand Coating fällt. Seit wenigen Tagen erst lernen die Azubis dort mit und an dem Roboter. Bereits das reicht, um Geschäftsführer Werner Hillebrand zu überzeugen: Er stellt binnen Halbjahresfrist die Investition in mehrere solcher Arbeitsmaschinen in Aussicht.
„Industrie 4.0“ – das Stichwort steht für Digitalisierung der Produktion. Arbeitsabläufe sollen zunehmend vom Roboter unterstützt werden – etwa von so genannten „kollaborierenden Robotersystemen“. Beispiel bei Hillebrand Erbslöh: Bei Verpackungsarbeiten konzentriert sich der Mensch künftig auf Kontrolle und Qualität der verpackten Einheit, der Roboter übernimmt das Bücken, Heben, Drehen und Absetzen der zu verpackenden Teile.

Vorteil des auch als „Cobot“ bezeichneten „kollaborierenden Roboters“: Er kann auf den Menschen reagieren. Kommen sich beide ins Gehege, stoppt der mit Sensorik ausgestattete Cobot seine Bewegung – Mensch und Maschine also als funktionierende Arbeitseinheit.
Die am Donnerstag von IHK-Präsident Andreas Rother und IHK-Geschäftsbereichsleiter Klaus Bourdick erneut bekräftigte Zielsetzung, „die Region weiter nach vorne zu bringen“, findet sich im Roboterprojekt in Reinform wieder. Elf Firmen haben sich unter Leitung der IHK zusammen getan, buchen den 35 000 Euro teuren Roboter zwischen drei und elf Wochen im Jahr, um ihn den Azubis an die Hand zu geben.
Die Bedienung ist einfach, vieles erschließt sich durch „learning by doing“, Grundkenntnisse vermittelt ein Youtube-Seminar. Nach wenigen Stunden haben die Azubis den Roboter so weit, dass er erste Arbeitsabläufe erledigt. Zudem wird ihre Kreativität angeregt, weil spezifische Bauteile wie ein Greifarm oder Saugnäpfe zum Aufnehmen und Transportieren von Bauteilen selbst konstruiert und angebaut werden.

In kürzester Zeit erarbeitet der Firmennachwuchs Beispiele für den sinnvollen Einsatz des Cobots im Produktionsablauf – mit so viel Spaß, dass die Jungs von der Technik kaum zu trennen sind. Dieser intuitive Umgang vermittelt den jungen Azubis wie z.B. Mechatronikern oder Elektrotechnikern ein Basis-Wissen, auf das bei künftigen Automatisierungsprozessen aufgebaut werden kann. Der Firmenchef wiederum erkennt vielfältige Chancen, um Arbeitsabläufe zu optimieren. „Wir können unsere Wertschöpfung erhöhen und unsere Position im Markt verbessern“, freut sich Geschäftsführer Werner Hillebrand mit einem herzlichen Dank an die IHK für das Projekt. Jeder für sich hätten die teilnehmenden Unternehmen nur schwerlich einen so aufschlussreichen Zugang zu den Einsatzmöglichkeiten von Robotern in Ausbildung und Produktion bekommen.

Am praktischen Beispiel zeigt der in Dänemark hergestellte Cobot, wie er mit einem Zischen den Kronkorken von einer Wasserflasche hebelt, ein Glas einfüllt und es vor dem Gast auf dem Tisch abstellt. Nach Tausch des Greifers gegen einen Saugkopf nimmt er Blenden für Pkw-B-Säulen vom Fließband, um sie zu palettieren. Dass es an der einen Stelle noch kurz stoppt, an der anderen etwas ruckelt – geschenkt. Die Möglichkeiten, die sich aus dieser digital gesteuerten Technik für die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine ergeben, liegen auf der Hand. Die besondere Struktur des Roboter-Projektes – sie bietet sich auch mit anderer Ausrichtung an. „EDV, Logistik, Digitalisierung – große, komplexe Aufgaben, die ein kleineres Unternehmen so nicht stemmen kann“, gab Geschäftsführer Werner Hillebrand am Donnerstag Anregungen für weitere Themen von IHK-Kooperationsprojekten.

Auf diesen und anderen Feldern stehen Firmen bis zu einer bestimmten Größe alleine nicht die Ressourcen zur Verfügung, sich zu informieren, auszuprobieren und Chancen für das eigene Unternehmen auszuloten. Von mehreren Partnern gemeinsam getragen, können solche Kooperationen dagegen schnell und unbürokratisch Einblicke verschaffen. Andere Themen hat die IHK längst in der Pipeline. Die disruptive Innovation ist ein Beispiel: Bestehende Geschäftsmodelle werden nicht zuletzt mit Blick auf die Digitalisierung grundsätzlich hinterfragt und aus den verschiedensten Blickwinkeln bewertet. Laut IHK-Präsident Andreas Rother ist ein entsprechendes Seminar-Projekt bereits auf den Weg gebracht. Ebenso ein Projekt, das den 3D-Druck und seine Möglichkeiten in den Mittelpunkt stellt. „Ein genialer Partner“ ist laut IHK-Vertreter Klaus Bourdick die FH Soest, die z.B. mit einem Fünf-Achs-Bearbeitungszentrum komplizierteste Bauteile drucken und bearbeiten kann.

Hier der Originalartikel im Soester Anzeiger vom 07.06.2019